Re: Meerschaumpfeife


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Abgeschickt von rainer barbi am 05 April, 2005 um 19:13:17:

Antwort auf: Meerschaumpfeife von Dimitrios Kolobos am 04 April, 2005 um 12:21:47:

Hallo Herr Kolobos,

: Bezüglich des korrekten Umgangs mit einer Meerschaumpfeife möchte ich Sie gerne um einige Ratschläge bitten:

: Dazu gehört die Imprägnierung des Meerschaums mit Walrat, eine Methode, die die gewünschte Farbänderung vorantreiben soll.

ich bin da etwas skeptisch, dass Walrat eine Verfärbung des Bowls beim Rauchprozess unterstützt. Walrat war im Zusammenhang mit Bienenwachs die traditionelle Methode, Meerschaumpfeifen mit einem Schutzfilm gegen Handschweiß und Dreckpartikel zu versehen. Diese Mischung hatte weiterhin zwei Vorteile:
erstens roch die Pfeife immer etwas süßlich nach dem verwendeten Bienenwachs und
zweitens bildete der Walrat eine sanft gelblich braune Grundtönung. Da natürliche Öle oxydieren, wird er mit Sicherheit bei Gebrauch der Pfeife nachgedunkelt sein. Somit kann man im Prinzip von einer Verfärbungsunterstützung sprechen.
Allerdings kann auch Walrat nicht zu der Verfärbung führen, die dem Meerschaumliebhaber vorschwebt, diesem warmen Kirschrot.

: Nun hört und liest man vielerorts, daß eine Meerschaumpfeife nicht zu heiß geraucht werden sollte, da sonst der Walrat zum Pfeifenboden sinkt und somit seiner Funktion nicht mehr gerecht wird.

Grundsätzlich sollte keine Pfeife zu heiß geraucht werden, dass hängt jedoch lediglich mit dem Genuss des Tabakes zusammen.
In der Theorie verflüssigen sich natürlich Öle und Wachse bei bestimmten Temperaturen. Ich wage allerdings zu bezweifeln, dass die auch bei einem extremen Heißrauchen erreicht werden. Ab 48 Grad kann man eine Pfeife nicht mehr in der Hand halten. Dann läßt man sie automatisch abkühlen.
Außerdem wird das obere Drittel einer Pfeife niemals so heiß. Das könnte erst bei dem zweiten Drittel starten. Logische Folgerung wäre, dass die Öl- Wachstränkung in diesem Bereich nach unten sacken könnte. Wo aber geht dann der Überschuss aus dem letzten Drittel hin? Tropft er ab? Habe ich noch nie gehört und erfahren. Und wo wäre das Problem?

: Was bedeutet in diesem Zusammenhang "zu heiß"?

da denke ich gilt die alte Richtformel: wenn eine Pfeife auf den Handrücken gehalten und als heiß empfunden wird, sollte man eine Pause machen. Ich glaube nicht, dass es an Gradzahlen festzumachen ist. Da sind die persönlichen Empfindungen doch zu differenziert.

: Wie soll man es mit der Kohleschicht in der Tabakkammer halten ?

Wird unterschiedlich gehandhabt, es gibt User, die dulden keine Kohleschicht und schmirgeln regelmäßig aus. Andere lassen eine dünne Schicht wachsen, wie in Ihrem Fall und kontrollieren diese. Schaden kann erst eine dicke Schicht, dann allerdings könnte ein Meerschaumkopf eher platzen als einer aus Bruyere.
Grundsätzlich dürfte nur eines gelten: Meerschaum benötigt keine Kohleschicht, da es absolut Glutresistent ist und wesentlich hygroskopischer als Bruyere.

: Ich persönlich verwende hier einen Pipe-Reamer mit größter Vorsicht, da, wie man sagt, eine Kruste die Absorptionsfähigkeit des Materials beeinträchtigt.

Wenn man sich mal eine Kruste in ihrere Offenporigkeit betrachtet, kann sie gar kein Hemmer eines Kondensatflusses darstellen. Eine Kruste ist nur für Bruyere notwendig, um eine Durchbrenngefahr zu minimieren. Dieses erübrigt sich bei Silikat.

: Zumal ich den Genuß einer Meerschaumpfeife auch über ihr Aussehen definiere, wollte ich Sie fragen, ob es abgesehen vom Colouring-Bowl andere Möglichkeiten gibt, eine Verwandlung des Meerschaums zu erzielen.

Nur eine und die ist brutal. Um eine Verfärbung des Bowls zu erziehlen, heißt es, den gesamten Kondensatstrom bis zur Außenwandung durchzuleiten. Ich habe also im Prinzip den Kopf mit teerhaltigen Kondensaten zu tränken.
Und hier beginnt das Problem.
bei einer Füllmenge von ca. 3-4 Gramm Tabak und dem darin enthaltenen Wasser von 2- 3 Gramm, kann unter Berücksichtigung des verkochten Anteils der Restbestand des Fluidums lediglich ca. zwei mm in die Brennraumwandung eindringen.
Pfeife wird nur einmal am Tag geraucht, somit verdunstet die Flüssigkeit über Nacht, so dass bei dem nächsten Gebrauch des Objektes der Prozess von vorne losgeht.
Um eine Verfärbung zu erziehlen muss ich den das Druckgefälle vom Brennraum zur Außenwandung drastisch erhöhen. das schaffe ich nur, wenn ich dieses besagte Objekt den ganzen Tag in Betrieb halte. Ich muss es schaffen, die Zeiträume der Verdunstungsmöglichkeit so kurz wie möglich zu halten und neues Fluid dem bestehenden zu addieren. Dann irgendwann werde ich es schaffen, dass das Kondensat sich komplett durch die Wandung schiebt und außen verfärbt. Dieses Prinzip findet regelmäßig am Holm ca. 2- 3 cm hinter dem Kopf statt. Dort ist die Kondensationszone und die Wandung ist relativ dünn, so dass der Effekt schon nach einem halben bis dreiviertel Jahr eintritt.
Das Problem ist die Molekülgröße. Flüssige Moleküle sind relativ gross. Gasförmige Moleküle sehr klein. Auf diesen kleinen Molekülen basiert das Prinzip des Couloring Bowls.

: Können Sie hierfür eventuell einen bestimmten Tabak empfehlen ?

Keine Erfahrung. Es gibt Gerüchte, dass stark saucierte Tabake zu Verfärbung besser geeignet sind.
Außer der Tatsache, dass naturidentische Aromaten verbrennen und zu einer stärkeren Verfärbung beitragen können, erschließt sich mir der Sinn dieser Logik nicht. Das Prinzip bleibt immer das Gleiche, siehe oben.
Abgesehen davon erscheint es mir doch vorrangig, Ihren gewählten Tabak genussvoll in einem Behältniss Ihrer Wahl zu verbrennen. Ob sich da nun etwas verfärbt oder nicht, halte ich für secundär. Wir sollten doch nie vergessen, dass die berühmten kirschroten Pfeifen der K&K Monarchie immer ab Werk eingefärbt waren. Nicht Eingefärbte habe ich an meiner Wand und die sehen braun- weiß und dreckig aus.

Es wünscht Ihnen viel Freude
Rainer Barbi




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