Granny
Smith zur Befeuchtung Wir
digitalisieren Musik und senden Pixel in mannigfaltigster Zuordnung
über den gesamten Globus. Keine Frage, unsere Technologie schreitet
langsam und stetig voran. Aber irgendwie haben wir mit subtilen
Dingen des Lebens ein Problem, z. B. verderbliches Gut langfristig
in seiner Qualität zu sichern. Denn was soll der arme Pfeifenraucher
machen, wenn er denn seine Genussprodukte über einen längeren
Zeitraum sichern will? Na klar, er kann sich Vakuum-Dosen kaufen,
solange er sie nicht öffnet, halten die sich ziemlich unbegrenzt.
Aber dann? Einen Rat hat uns schon der Herr Bürgel in P&C
3/02 zukommen lassen. Ein zweiter erreicht uns in dem Leserbrief
von Matthias Paulus aus Aachen und den möchte ich Ihnen wirklich
nicht vorenthalten, irgendwie hat er doch etwas satirisches, oder
empfinde nur ich den leichten Unterton? Lieber Herr Paulus, jetzt
nicht böse sein, wenn ich irre, daher Ihr Schreiben im O-Ton:
„In der jetzigen P&C Ausgabe wird darauf hingewiesen,
dass durch Anfeuchtung des Pfeifentabaks mittels Apfelstückchen
das Aroma bzw. Geschmack des Tabaks beeinträchtigt werden kann.
Die Meinung dazu eines gelernten Kochs: Es gibt eine große
Palette an verschiedenen Apfelsorten. Zum Beispiel die sehr aromatischen
Elstaräpfel! Und es gibt sehr wässrige Äpfel, die
wirklich nur aus 95 % Wasser bestehen. Siehe Granny Smith. Das sind
die Äpfel, in die man bei Benutzung der richtigen Zahnpasta
wieder „kraftvoll zubeißen" kann. Nicht alle Menschen
wohnen auf dem Lande. Zu den English Classics Pfeifentabaken: da
passt nach wie vor einige rohe Kartoffelstückchen. Der Firma
Pöschl habe ich in Verbindung mit dem Apfeltrick die Anregung
zur Herstellung eines Pfeifentabaks mit Apfelaroma gesendet. Nun
bin ich kein Tabakexperte, aber ich würde raten, dass man zur
Herstellung eines solchen Tabaks keine wässrigen Granny Smith
verwenden wird, sondern eher die aromatische Sorte Elstar.“
Lieber Herr Paulus, ich bin begeistert. Heißt das doch im
Klartext, mache ich einen Plumcake wieder frisch, brauche ich nur
die richtige Pflaumensorte zu suchen. Ich weiß nicht, ob Ihnen
Pöschl schon geantwortet hat, das Problem ist, dass Natur nicht
die ausreichende Aromatisierung bringt. Als Koch wissen Sie ja,
dass das Aroma des Joghurt nicht auf Grund der Fruchtbeimischung
entsteht, sondern das bewirken sogenannte naturidentische Aromastoffe.
Und das gleiche gilt für Tabake. So kommt auch nicht der Schokogeschmack
durch Schokolade, sondern durch Aromaessenzen. Das ist auch die
Hohe Schule des Tabakmischers, weil diese Essenzen nicht immer danach
schmecken, wonach sie riechen. Das Problem aber des Anfeuchtens
des Tabaks ist ja ganz etwas anderes und das gilt sowohl für
die mit Wasser getränkten Tonscherben, als auch für Apfel-oder
Kartoffelstückchen: das sind unsere geliebten Bakterien. Und
die können zu einer Fäulnis- und Schimmelbildung führen.
Nebenbei bemerkt, Zigarrenraucher, die ja schon lange Lagerungsprobleme
mit dem Behältnis „Humidor“ mehr oder weniger elegant
gelöst haben, wissen davon ein Lied zu singen. So benutzen
diese zur Vermeidung des Problems ein Befeuchtungsgerät, welches
mit destillierten Wasser gefüllt wird. Nun hat aber der Pfeifenmarkt
auch etwas zur Befeuchtung entwickelt, das heißt, glaube ich,
Humidrole. Das ist eine kleine Metalldose mit vielen Löchern
drin und gefüllt mit wasserspeicherndem Granulat, ist leicht
in jedem Tabakwarenfachgeschäft zu erhalten und kostet 1-2
Euro. Dieses füllen wir mit destilliertem Wasser. Einfach in
den Tabaktopf legen und das Problem ist gelöst. Natürlich
nur für einen begrenzten Zeitraum, Wasser verdunstet bekanntlich.
Es gibt sicherlich auch Lösungen fur Erfindungsreiche und Hobbytheken-Liebhaber:
ein kleines Leinensäckchen durch Kochen entkeimen, sich einen
Beutel Katzenstreu aus Meerschaumgranulat besorgen, das Granulat
in den Beutel füllen, zubinden und mit destilliertem Wasser
tränken. Die Größe des Säckchens kann ich ja
an meinen Tabakvorrat anpassen. Nebenbei bemerkt, kann ich einzelne
Körnchen des Granulats auch in meinen Pfeifenkopf einbringen,
die dann Kondensatüberschüsse aufnehmen und zum trockeneren
Rauchgenuss verhelfen. Aber: immer und ausschließlich destilliertes
Wasser verwenden!
Für weitere ldeen sind wir natürlich dankbar. Dieses Thema
ist sehr umfangreich, so dass wir uns in der nächsten Ausgabe
des P&C noch einmal damit beschäftigen wollen. Dieses Mal
speziell mit den Aufbewahrungsbehältnissen, deren ldeenlosigkeit
unser Leser Herr Willy Rossburg aus Bochum ein wenig bedauert. Wen
das interessiert, wird mehr dazu in Ausgabe 1/03 von P&C finden.
Ansonsten denken Sie immer daran: Pfeiferauchen ist die einfachste
Sache der Welt.
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